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Corona und Klimatechnik

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Corona und Klimatechnik

Corona und Klimatechnik

Die COVID – 19 – Krankheit wird durch das Coronavirus übertragen.  Die Übertragung erfolgt im Wesentlichen durch Tröpfcheninfektion und durch Schmierkontakte. Hier geht es um die Frage, in wie weit durch Lüftungsanlagen[1] die Verbreitung oder Eindämmung der Übertragungsgefahr beeinflusst wird.

Klimaanlagen und die Verbreitung des Coronavirus

Das Coronavirus wird hauptsächlich sowohl durch Tröpfchen, als auch Aerosole übertragen. Diese können sich – je nach Größe – zwischen wenigen Sekunden und mehreren Tagen in der Luft halten.

Zentrale Lüftungsanlagen:

Anlagen, die mit reiner Außenluft oder Außenluftanteil fahren, verdünnen mehr oder weniger den Virusanteil in der Luft und senken somit die Ansteckungsgefahr. Je größer der Umluftanteil, desto höher die Virenkonzentration. Der Umluftanteil wird relativ hoch gehalten, um Energie zu sparen. Zur Zeit ist es sinnvoll, den Außenluftanteil möglichst auf 100%  hoch zu fahren.  Dabei muss beachtet werden, dass der thermische Komfort nicht durch diese Maßnahme leidet. Gegebenenfalls müssen Nacherhitzer oder Nachkühler installiert werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Schwebstofffilter in der Umluft zu installieren (Druckverlust beachten – evtl. schafft der Ventilator nicht die zusätzliche Pressung!) und eine UV – Bestrahlung der Umluft durchzuführen. UV  Licht im Bereich um 265 nm tötet die Viren bei entsprechender Verweildauer ab und ist in diesem Fall für den menschlichen Organismus unschädlich.

Bei den in den letzten Jahren installierten zentralen Lüftungsanlagen handelt es sich ohnehin zum großen Teil um reine Außenluftanlagen.

Reine Umluftanlagen

Diese werden in der Regel dezentral installiert – zum Beispiel in der Form von Fan Coils (Umluftkühler oder –heizer).

Diese können – insbesondere bei falscher Auslegung der Zuluftgitter – erheblich zur Konzentration der Viren beitragen[2].

Die Gefahr der Ansteckung in belüfteten Räumen betrifft hauptsächlich Räume mit hoher Personendichte, also dicht besetzte Konferenzräume, Wartezonen, auch sehr dicht besetzte Büroräume. Von ASHRAE[3] wird empfohlen, Umluftgeräte mit Schwebstofffiltern und UV-Bestrahlung einzusetzen. Diese Ausführungen sind auf dem europäischen Markt, falls überhaupt erhältlich, sehr dünn gesät.

Luftfeuchtigkeit

Einfluss der relativen Luftfeuchtigkeit: Coronaviren werden unter anderem durch Aerosole verbreitet. Die Viren hängen sich an die kleinsten Lufttröpfchen an. In Räumen mit sehr geringer Luftfeuchtigkeit können sich die Aerosole wesentlich besser verbreiten als in solchen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Da zu Zeiten mit niedrigen Außentemperaturen die relative Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen sehr niedrig ist, können sich die Viren leicht verbreiten.

Bezüglich  der Luftbefeuchtung sind sowohl örtliche Lösungen (Aufstellung eines Befeuchters je Raum), als auch Befeuchter in den zentralen Lüftungsgeräten einsetzbar. Die relative Luftfeuchte sollte mindestens 40% betragen. Die Aerosole setzen sich dabei auf den Raumoberflächen nieder (die folglich öfter desinfiziert werden müssen).

Stillstand von Anlagen

Dieses ist nicht ein Thema das Verbreiten der Coronaviren betreffend, es steht jedoch in direktem Zusammenhang mit der dadurch entstandenen Krise. Im Rahmen des Stillstandes in vielen Büros und Betrieben wurde auch der Betrieb der technischen Anlagen auf ein Minimum reduziert.

  • Im Rahmen der Trinkwasserversorgung ist eine ausreichende Spülung der Leitungen und ggf. Desinfektion derselben erforderlich.
  • Gleiches gilt für die Kältemaschinen (sofern keine Trockenkühler) und Luftbefeuchteranlagen.
  • Eine generelle Hygienereinigung aller zentralen und dezentralen Anlagen (auch Fan Coils) sollte vor Wiederinbetriebnahme in Angriff genommen werden.

Wartung und Betrieb der Anlagen

Alles steht und fällt letztlich damit, wie die Anlagen betrieben werden. Schlecht bis nicht gewartete Anlagen bergen immer das Risiko der Verunreinigung und damit die Gefahr der Verbreitung von Viren und Bakterien.

September 2020

Ingenieurbüro Wichmann GmbH Berlin


[1] In diesem Zusammenhang wird auf die Unterscheidung zwischen den Begriffen Lüftungs- und Klimaanlagen verzichtet, weil es für die Betrachtung der Verbreitung oder Eindämmung des Virus nicht wesentlich ist.

[2] Untersuchungen nach dem COVID-19 – Ausbruch in China in einem Restaurant haben ergeben, dass sich durch den Zuluftstrom örtliche „Luftblasen“ bildeten, in denen sich das Virus besonders stark konzentrierte. Die Anzahl der Infizierten im Rahmen dieser „Blasen“ war entsprechend hoch (Nach: ASHRAE Journal September 2020: „Filling the Knowledge Gap: HVAC and COVID 19”).

[3] American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers, US-amerikanischer Ingenieursverband mit weltweit 57.000 Mitglieder hat sofort nach Ausbruch der Pandemie umfangreiche Forschungen und daraus resultierende Empfehlungen veröffentlicht. Unter anderem sind erwähnenswert das ASHRAE Position Document on Infectious Aerosols (April 2020) (https://www.ashrae.org/file%20library/about/position%20documents/pd_infectiousaerosols_2020.pdf) und die Empfehlungen der ASHRAE Epidemic Task Force (https://www.ashrae.org/technical-resources/resources).

Weitere hilfreiche Hinweise finden sich u.a. hier:

Dr. Walter Hugentobler: „Covid 19 : Maßnahmen im Gebäudebestand“ in CCI 10/2020 und Dipl. Phys. Thomas Wollstein: „Klimaanlagen“ – Virusschleudern oder Mittel zur Infektionsprophylaxe?“ in HLH 71-2020.